Sich selbst verleugnen. Homosexuelle lieben.
»›Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit deiner ganzen Kraft und all deinen Gedanken lieben.‹ Und: ›Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.‹« Lukas 10,27b
Diese unglaublich richtungsweisenden Worte aus der Bibel sind die ersten und wichtigsten Gebote Gottes und doch wird selten über sie gesprochen. Dafür könnte es viele Gründe geben, aber ich schätze es kommt daher, dass wir denken, dass wir diese Gebote bereits verstehen und uns danach richten. Und doch ist dieses Problem, wie wir Liebe verstehen, ein Dreh- und Angelpunkt für eine der vielschichtigsten Spaltungen in der Geschichte der westlichen Kirche. Wen wir lieben, wie wir lieben, ob wir jemanden lieben und uns dann trennen können oder nicht und die Strafe für bestimmte Ausdrucksformen der Liebe werden infrage gestellt. Die weltliche Gesellschaft konfrontiert die Kirche mit ihrer Unfähigkeit, das wichtigste Gebot zum Ausdruck zu bringen. Aus diesem entstehenden Vakuum entwickelt sich eine Form von humanistischer Moral, die danach strebt, abseits von Gott zu lieben. Dieser Schrei nach einer Liebe, die unsere menschliche Würde bestätigt, definiert sehr schnell neu, was einst eine Tugend war, die vor allem Christen auszeichnete.
Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir einen zweiten Blick auf das Thema „Liebe“ werfen, um neu zu entdecken, dass sie eigentlich das Rückgrat der gesamten Bibel darstellt.
Jede Woche werde ich damit konfrontiert, humanistische mit christlichen Perspektiven über Sexualität zu versöhnen, um dann dieses Thema vor christlichen Leitern zu erörtern. In meinen vielen Gesprächen über Homosexualität beobachte ich oft, wie herausfordernd es für viele ist, dieses Verhalten als Sünde zu sehen und dieses mit dem Wunsch zu vereinen, den Menschen trotzdem mit Liebe zu begegnen.
Immer und immer wieder ermutige ich Christen, Gottes Liebe für homosexuelle Menschen zu erfahren und weiterzugeben, sodass sie ermutigt werden, Gott zu suchen. Letztendlich ist dieser Austausch unserer Liebe zu Gott und seiner Liebe zu uns, das, was uns die Kraft gibt, nach Seinem Wort zu leben. Diese Liebe ist für jeden, der Christus nachfolgt, unentbehrlich.
„Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ 1. Johannes 4,19
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Johannes 14,15
Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, die verwundert darüber sind, dass unsere Bemühungen zu lieben, keine Frucht bringen. Aber wisst ihr, Christen haben nicht das Monopol in Sachen Liebe. Gott hat die ganze Menschheit in seinem Ebenbild geschaffen, um zu lieben. Es beschreibt in einer einzigartigen Weise die Erfahrung als Mensch. Wir alle suchen danach, Liebe zu empfangen und zu geben. In der Tat , würden manche jedoch sagen, dass Christen nicht gut lieben. Und doch kennen wir den Einen, der am besten liebt. Christen sind die einzigen Menschen, die Gottes Liebe täglich erfahren und die andere dazu einladen können.
WIR LIEBEN VIELLEICHT NICHT GUT GENUG,ABER WIR KENNEN DENJENIGEN, DER ES TUT.UNSERE FÄHIGKEIT, MENSCHEN IN BEZIEHUNG MIT GOTT ZU FÜHREN ZEICHNET DIE CHRISTLICHE LIEBE AUS
Wahre christliche Liebe wird immer versuchen, andere in Gottes Gegenwart zu bringen, wo sie die Schönheit und Erfüllung einer Liebe genießen können, zu der sie erschaffen wurden. Aber lass uns noch einen Schritt weitergehen und es mit dem ersten Gebot verbinden: Gott und unseren Nächsten von ganzem Herzen zu lieben. Die Liebe, um die es in diesem Gebot geht, ist auf andere ausgerichtet. Sie zieht uns von uns selbst weg, um die Fülle Gottes und das Wohlergehen der Gemeinschaft zu suchen. Es ist eine aufopfernde Liebe, die immer danach sucht, andere zu stärken und zu fördern, damit sie die ganze Fülle Gottes erfahren.
Manchmal sehen wir nur die Aufopferung in diesem Gebot, aber das ist ganz und gar nicht der Kern, um den es geht. Denn, weißt du, wenn wir alle unsere Liebe auf andere ausrichten würden, dann wären ja auch wir das Ziel der Liebe einer anderen Person. Diese Wahrheit macht uns frei, denn sie führt und vor Augen, dass wir nicht unsere eigenen Bedürfnisse erfüllen müssen. Stell dir mal vor, jeder um dich herum wäre für dich. Was, wenn du dich nicht nur auf dich selbst, deine Eltern oder deinen Ehepartner verlassen müsstest, um dich gut zu lieben und Erfüllung zu erfahren? Was, wenn deine Erfahrung mit Liebe nicht nur ein isoliertes Erleben zwischen dir und Gott wäre? Ich glaube, das ist, wie viele von uns sich fühlen und warum sie so sehr damit kämpfen, sich selbst zu lieben. Aber Gottes Idee war es eigentlich, dass wir vollkommen durch unsere „Nächsten“ geliebt werden.
Niemand kann sich das so wirklich vorstellen. Nimm dir einen Moment Zeit, um dir in Gedanken auszumalen, wie es wäre, wenn deine Nachbarn, deine Freunde, deine Gemeinde und dein Chef dich alle so gut sie können lieben würden, damit du dich wertgeschätzt, bestätigt und vollkommen fühlst. Vielleicht würde sich selbst zu lieben, sich nicht so herausfordernd anfühlen, wenn deine gesamte Lebenserfahrung die Liebe aller um dich herum beinhalten würde. Es wäre mit Sicherheit eine Freude deine „Nächsten“ zu lieben, wenn du wüsstest, dass sie dich auch lieben.
Das erste Gebot ist eine Einladung Gottes, eine Fülle durch gegenseitige Ehre und Wertschätzung zu erleben, die in einer Gemeinschaft und mit Gott stattfindet. Diese dynamische Erfahrung findet auf jeden Fall zwischen der Dreieinigkeit Gottes statt. Jesus hat diesen Fokus nach außen hin, in allem, was er sagte und tat, vorgelebt. Er hat nicht nur anderen Menschen die Füße gewaschen, sondern auch für ihr Wohlergehen gesorgt, indem er sie heilte und wiederherstellte. Er hat aktiv nach Möglichkeiten gesucht, anderen zu dienen, so wie Gott uns aktiv dient, indem er unsere Gebete erhört. Nach allem, was wir über ihn wissen, war Jesus in diesem Bemühen vollkommen erfüllt – sogar bis zum Kreuz hin und darüber hinaus. Und da Gott Jesus auf dieselbe Weise liebte, war Jesus innerlich von Gottes Liebe erfüllt.
DAS KRAFTVOLLE BILD, DASS DIESES ERSTE GEBOT GOTTES ZEICHNET, IST SO RADIKAL, DASS NUR WENIGE VON UNS ES VOLLKOMMEN VERSTEHEN. WENN WIR DIESES GEBOT WIRKLICH AUSLEBEN WÜRDEN, WÜRDE UNSERE GESELLSCHAFT VERÄNDERT WERDEN!
Vor dem Hintergrund der Verwirrung rund um Sexualität, lädt uns das erste Gebot dazu ein, homosexuell orientierten Menschen unser Herz zu öffnen. Wie? Indem wir sie durch unser Gebet, direkt mit der Liebe Gottes in Berührung bringen, damit sie eine direkte Begegnung mit dem lebendigen Gott erleben können. Kannst du dich an das letzte Mal erinnern, als du Gottes Liebe gespürt hast? Vielleicht war es in einem Moment, in dem du dich geschämt hast, ängstlich oder verwirrt warst. Gott bietet uns einen Schutzraum an, der uns in seine Sicherheit hinein einlädt, ohne mit Bestrafung zu drohen. Denn, es ist einfach, korrigierende Worte des Herrn anzunehmen. Obwohl sie genau das Herz des Problems ansprechen, ist meine Antwort irgendwie immer: „Ja, das IST wahr. Ich möchte deinen Weg gehen.“ Er ist so überzeugend! Gottes Korrektur lädt uns immer zu etwas Höherem, Besseren ein, was anziehend ist. Ich fühle mich niemals verurteilt, wenn ich von Gott höre.
Wann also ist unsere Liebe homosexuell orientierten Menschen gegenüber aufopfernd? Dann, wenn wir uns selbst verleugnet haben und die Person vor uns, hin zu Gott geführt haben. Wir sind zu Botschaftern geworden, die anerkennen, dass während unsere eigene Liebe oft nicht genug ist, Gottes Liebe immer perfekt ist.