Ehetipps, die wirklich weiterhelfen

woman-and-man-holding-each-others-hands-2253842.jpg

Noch am selben Tag, als Ben mir einen Heiratsantrag machte und ich „Ja!“ sagte, begannen die Menschen um mich herum, mir Ehetipps zu geben. Am. Selben. Tag. Und der Fluss der guten Ratschläge ebbte auch bis zu unserem Hochzeitstag nicht ab. Die meisten waren ungebeten, doch ich nehme an, dass man sich im Zuge größerer Lebensereignisse auf einen derartigen Zustrom an Tipps und Erfahrungen sowohl von Fremden als auch von Freunden einfach einstellen sollte. Ich bereite mich schon auf den Moment vor, an dem ich verkünden werde, dass ich schwanger bin und Mutter werde – Herr, steh mir bei!

Ben und ich sind seit fast zwei Jahren verheiratet und bis jetzt war unsere Ehe gefüllt mit Freude, Lachen, Liebe, Intimität, Wertschätzung… und in gleicher Weise auch mit Frustration, Streit (ich korrigiere mich, ich meine natürlich äußerst intensive Diskussionen), verletzten Gefühlen und Egos. Es gab mit Sicherheit Höhen und Tiefen, aber wir schätzen uns glücklich, all die großen und kleinen Hindernisse, die uns auf dem Weg begegnet sind, voller Vertrauen, Respekt und tiefer gegenseitiger Hingabe gemeistert zu haben. Das ist die Schönheit einer Ehe – du kannst dein ganzes Leben mit jemandem verbringen, der dir Rückhalt gibt und nicht plötzlich alles hinschmeißt und geht. Eine Ehe ist eine Verpflichtung, die mit einer besonderen Stärke einhergeht: Durch sie sind wir dazu in der Lage, uns mit einer Person, die sowohl bester Freund als auch Liebhaber ist, ein Leben und ein Erbe aufzubauen, einen geheiligten Ort, den wir Zuhause und Heimat nennen – und der authentisch, verletzlich, chaotisch… und gleichzeitig sicher sein kann. Das ist zumindest die Schönheit einer Ehe in ihrer reinsten Form.

Mit ein paar Jahren Eheerfahrung im Gepäck kann ich jetzt schon viel besser beurteilen, welcher Ratschlag, den man mir vor der Ehe mitgegeben hat, die Zeit des Zuhörens wert war und an welchen man guten Gewissens keinen weiteren Gedanken verschwenden muss. Ich bin keineswegs eine Expertin in Sachen Ehetipps. Es gibt jedoch einige sogenannte Ratschläge, über die ich heutzutage aus vollem Herzen lache und wiederum andere, von denen ich mir gewünscht hätte, sie schneller in meinem Leben umgesetzt zu haben. Und auch wenn jede Beziehung anders ist (was bedeutet, dass es keinen Beziehungstipp gibt, der wie eine Universalgröße auf jede Beziehung zu hundert Prozent anwendbar ist), möchte ich ein paar Weisheiten mit euch teilen. Solltet ihr in Richtung eines „Ich will“ steuern oder in einer frischgebackenen Ehe ein paar Sachen von Anfang an auf gute Art und Weise etablieren wollen, dann sind die folgenden Gedanken auf jeden Fall eine Überlegung wert:

Suche dir die richtigen Kämpfe aus.  

Ben stört es überhaupt nicht, seine Schuhe nach getaner Arbeit auszuziehen und einfach dort stehen und liegen zu lassen, wo er sich in besagtem Moment eben gerade befindet (und das muss nicht zwingend da sein, wo wir unsere Schuhe normalerweise aufbewahren). Ich hingegen bin der festen Überzeugung, dass die Dinge in unserem Zuhause einen festen Platz haben und nach Benutzung auch wieder an diesen Platz zurückgelangen sollten. Wenn du jemanden näher kennenlernst und in einer festen Beziehung bist, scheinen diese kleinen Unterschiede kein besonders großes Problem zu sein. Wenn sich das jedoch ändert und du deinen täglichen Lebensraum mit der Person teilst, mit der du dein ganzes Leben lang zusammenbleiben wirst, können solche schrulligen Gegensätze wider jegliche Vernunft ziemlich wütend machen.

Es ist etwas peinlich zuzugeben, dass die Orte, an dem wir unsere Kleider platzierten und ablegten, in den ersten Monaten unserer Ehe das größte Konfliktpotenzial bargen. Wir kamen irgendwann an den Punkt, an dem wir verstanden, dass sich weder unsere Persönlichkeiten noch unsere Präferenzen einfach deswegen ändern würden, weil wir den anderen als „chaotisch“ oder „krankhaft ordnungsbedürftig“ bezeichneten. Wir mussten stattdessen lernen, dem anderen auf halbem Wege entgegenzukommen und unsere emotionale Energie und Zeit für die Konflikte im Leben aufzuheben, die diese auch tatsächlich wert sind.

Sex ist der Hammer – aber erwarte nicht, dass er alle Probleme löst.

Als wir noch verlobt waren, sagten ein paar meiner verheirateten Freundinnen zu mir scherzhaft: „Wenn du Streit mit deinem Ehemann hast, erinnere dich daran, dass Sex Dinge um einiges besser macht!“ Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass dieser Rat ein wenig irreführend ist. Für eine Ehe ist ein gesundes Sexleben enorm wichtig und Ben und ich legen darauf auch viel Wert und genießen diesen Teil der Ehe sehr. Ich komme dennoch nicht umhin darauf hinzuweisen, dass man Sex nicht wie ein Pflaster für das Lösen von Konflikten einsetzen kann. Filme malen manchmal ein verzerrtes Bild davon, wie sich ein lautstarker Streit in umso leidenschaftlicheren Versöhnungssex verwandelt, doch im echten Leben machen respektlose Kommunikation und passiv-aggressives Verhalten es nur schwerer, ein großartiges Sexleben zu genießen. Wir haben herausgefunden, dass uns ehrliche und offene Kommunikation beim Angehen eines Eheproblems deutlich mehr hilft als Sex. Wenn wir durch Verletzlichkeit und Authentizität in Intimität außerhalb unseres Ehebettes investieren, resultiert das in einer größeren Intimität und Nähe in selbigem.

Tu alles, was nötig ist, um euer Zuhause zu einem sicheren Ort zu machen.

Uns beiden, meinem Ehemann und mir, sollte es möglich sein, nachhause zu kommen und unserer Frustration Ausdruck zu verleihen oder dem anderen gegenüber etwas zur Sprache bringen, das uns beschäftigt – und zwar ohne, dass die andere Person auf der Stelle in die Defensive geht. Wir wollen wissen, dass wir uns dem anderen ohne Angst anvertrauen können. Wir sollten dazu in der Lage sein, dem anderen zu sagen, dass uns etwas stresst oder nervt, ohne dass dieser Prozess und ein derartiges Gespräch unser Gegenüber stresst oder in den Wahnsinn treibt.

Mit anderen Worten, wir haben es unglaublich zu schätzen gelernt Grenzen zu setzen und Erwartungen zu formulieren, um für den anderen eine Vertrauensperson zu sein und zu werden. Unser Zuhause ist nicht perfekt und manchmal fehlt es uns an Einfühlungsvermögen und Wertschätzung, die dringend nötig wären, um den anderen voll und ganz zu unterstützen. Wir machen nicht immer alles richtig, doch wir strecken uns danach aus, ein Ehemann und eine Ehefrau zu werden, die vertrauenswürdig und offen sind – und unser beider Verletzlichkeit mit Liebe und Unterstützung begegnen.

Es sind die kleinen Dinge, die das Fundament für eine großartige Ehe legen.

Vielleicht kannst du dich ein bisschen mit mir identifizieren – über die Jahre hinweg habe ich meinen Anteil an romantischen Komödien und dramatischen Liebensfilmen gesehen. Solche Filme sind vor allem deshalb so unwiderstehlich, weil ein bis über beide Ohren verliebter Charakter an einem bestimmten Punkt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese eine unglaublich romantische Aktion bringen wird. Adam Sandler singt für Drew Barrymore im Flugzeug ein Liebeslied (Eine Hochzeit zum Verlieben). Apropos Flugzeuge: Henry Golding erkämpft sich seinen Weg durch überfüllte Flugzeuggänge zu Constance Wu und stellt ihr DIE Frage (Crazy Rich). Colin Firth küsst Renée Zellweger leidenschaftlich an einer verschneiten Londoner Straßenecke (Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück). Heath Ledger singt für Julia Stiles die Zeile „Du bist einfach zu gut, um wahr zu sein“ aus dem Lied ‚Can’t Take My Eyes Off You‘ (10 Dinge, die ich an Dir hasse). Ryan Gosling belebt die Hebefigur aus Dirty Dancing für Emma Stone neu (Crazy, Stupid, Love.) Du verstehst meinen Punkt.

Die Pop-Kultur hat uns eingeimpft, dass wahre Romantik auf überlebensgroßen Zurschaustellungen von Liebe errichtet wird. Ich hingegen bin zu der Erkenntnis gekommen, dass den Moment überdauernde Romantik nicht aus den großen, sondern den kleinen Momenten resultiert. Der Abschiedskuss bevor man zur Arbeit fährt. Die “Ich liebe dich”s, die man einfach so während einer Mahlzeit ausspricht – aus dem simplen Grund, weil man es tut. Händchenhalten beim Spazieren gehen. Der kleine Zettel am Kühlschrank, der dem anderen sagt, wie stolz man auf ihn bzw. sie ist. Die Zeit, in der man den Lieblingssport der anderen Person gemeinsam schaut. Die Besorgung, die man für den anderen übernimmt, um den Tag der anderen Person etwas stressfreier zu machen.

Ich liebe rote Rosen, besondere Abendessen und Überraschungsausflüge genauso wie jede andere Frau. Aber ich würde tausende kleine Liebes- und Zuneigungsbekundungen nicht gegen eine Handvoll dramatischer Liebeserklärungen eintauschen wollen. Freu dich an den großen Momenten, aber investiere kontinuierlich in die kleinen Momente und Gesten.

Dieser Artikel wurde bereits auf IridescentWomen.com veröffentlicht, einer Online-Community für Frauen, die ein Herz und eine Leidenschaft dafür haben, die Brillanz und Schönheit anderer durch einen authentischen Dialog und echte Verbindung zu entdecken. Folge für mehr Informationen ihrem Instagram-Kanal @iridescentwomen.