Der Tag, an dem ich über meine Zukunft entschied

Als ich 15 Jahre alt war, wurde aus heiterem Himmel mein Leben durch einen sexuellen Übergriff total aus der Bahn geworfen. Für den Rest meiner Schulzeit kämpfte ich mit Depressionen, selbstverletzendem Verhalten, starker Gewichtszunahme, Selbsthass, Pornografie, Selbstbefriedigung, posttraumatischen Belastungssymptomen und Angst vor Männern. Ich hatte Panik, den Moment gedanklich noch einmal durchleben zu müssen, also unterdrückte ich die Erinnerung daran und nahm Medikamente, um mit meinen gesundheitlichen und psychologischen Problemen zurechtkommen zu können.  

An der Uni traf ich dann ein Mädel, die bis heute meine beste Freundin ist. Unsere Freundschaft nahm schnell an Fahrt auf und wir wurden super eng. Obwohl wir beide verschiedene Formen des Missbrauchs erlebt hatten, wurden wir jeweils die Antwort für den Schmerz der Anderen und die emotionale Nähe, die wir teilten, entwickelte sich zu körperlicher Intimität. Ich hatte mich selbst nie als bisexuell oder lesbisch identifiziert – und tue das auch bis heute nicht – aber irgendwann konnte ich mich der Wahrheit nicht mehr entziehen, dass ich mich in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung mit meiner besten Freundin befand. Für die Dinge, die wir in aller Heimlichkeit taten, plagten mich heftige Schuldgefühle und es fühlte sich nie komplett richtig an. Die vorübergehende Flucht vor meinem sexuellen Trauma, die ich erlebte, wenn wir zusammen waren, war nur von kurzer Dauer und ich fühlte mich danach immer schlechter als davor. Ich überzeugte mich davon, dass es sich nur um eine Phase handelt, die von alleine wieder vorbeigehen würde, aber nach drei Jahren waren wir immer noch in einem Geheimnis gefangen, das mittlerweile sehr schwer zu verbergen war und uns leerer und isolierter fühlen ließ, als vor dem Zeitpunkt, an dem wir Freundinnen wurden.

Der Wendepunkt für mich war, als ich eines morgens neben ihr aufwachte und zwei Versionen meines Lebens vor meinem inneren Auge vorbeizogen. Ein Szenario zeigte uns beide eine öffentlich gleichgeschlechtliche Beziehung führend und miteinander verheiratet; verbunden mit einer total zerworfenen Beziehung mit meiner Familie. Im anderen Szenario sah ich uns beide verheiratet nebeneinanderstehen, aber nicht miteinander. Unsere Ehemänner, Kinder und Familien waren um uns herum. Wir führten liebevolle Beziehungen mit unseren Ehemännern, die uns mehr erfüllten, als wir es je miteinander waren; und die Beziehung zu meinen Eltern hatte Wiederherstellung erlebt. Dann hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: „Du kannst ein Leben lang mit deiner besten Freundin verbunden sein. Egal für welchen Weg du dich entscheidest, ich verspreche dir – du wirst die Welt verändern.“

Also traf ich eine Entscheidung. Und sie traf eine Entscheidung. Wir beide wollten das letztere Zukunftsszenario und deshalb wandten wir uns an Leute aus unserer Gemeinde und baten um Hilfe. Der Gedanke, unsere Kämpfe offenzulegen, war beängstigend, aber wir wurden gut aufgenommen. Ich ließ mich auf Seelsorge ein und las Bücher darüber, wie man Freiheit in seiner Sexualität erleben kann. Die Seelsorge half mir, noch einmal zu dem Vorfall von damals zurückzukehren und ich entdeckte, dass das die Ursache für all meine gesundheitlichen Probleme, PTBS-Symptome und gleichgeschlechtliche Anziehung war. Innerhalb von wenigen Monaten waren meine PTBS-Symptome verschwunden und ich konnte meine Medikamente absetzen. Meine Freundin ging durch ihren eigenen Heilungsprozess und wir sind seit 4 Jahren gesund und frei. Wir sind glücklich. Wir können Mitbewohnerinnen ohne die sexuellen Verstrickungen sein. Wir empfinden keine körperliche Anziehung mehr füreinander und dennoch lieben wir uns mehr als jemals zuvor. Wir lieben unsere Freundschaft auf diese Art und Weise.

Zum heutigen Tage fühle ich mich vollständig. Ich fühle mich um Männer herum wieder sicher und es ist keine Herausforderung mehr, ihnen in die Augen zu schauen. Ich freue mich sogar darauf, Männer zu daten und das habe ich jahrelang nicht empfunden. Mittlerweile liebe ich meinen Körper und fühle mich selbstbewusst in meiner Sexualität. 

  

- Bree Stevens

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