7 Wege ein wahrer Freund für jemanden zu sein, der in Sünde und Scham lebt

Vor kurzem hatte ich einen ziemlich intensiven prophetischen Traum, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass manche der Menschen, die ich liebe, von meiner eigenen Leistungsorientierung abgestoßen werden.

In dem Traum, der sich so real anfühlte als wäre er tatsächlich passiert, war eine riesige Boa hinter mir her. In meiner Panik rief ich einem engen Verwandten (wir können ihn Johannes nennen), der gerade in der Nähe war, zu: „Rette mich, hilf mir, rette mich!“

Mit wild klopfendem Herzen erwachte ich von diesem Alptraum. Das Echo dieser Worte immer noch auf meinen Lippen, versuchte ich mich an jeglichen Faden von Realität zu klammern.

„RETTE MICH! HILF MIR! RETTE MICH!“ KLANG ES IN MEINER SEELE NACH.

Als ich später am Tag aufstand, rief ich meinen Verwandten Johannes an, um ihn zum Thanksgiving (amerikanischer Feiertag) einzuladen, da er schon seit drei oder vier Jahren nicht an Familientreffen teilgenommen hatte. Er sagte mir, er könne nicht kommen, da er arbeiten müsse. Also lud ich ihn für Weihnachten ein, woraufhin er versuchte Worte zu finden, warum er da aus anderen Gründen auch nicht könne.

Nach einigem Hin und Her meinte er schließlich: „Weißt du, ich rauche und ich weiß es stört den Rest der Familie.“ Er fuhr fort: „Ich mag mein Rauchen auch nicht! Und ich fühle mich richtig schlecht, denn jedes Mal wenn ich zum Rauchen raus gehe, ist es irgendwie ein Problem...“

Ich war überrascht und antwortete: „Das ist kein Problem, meine Mutter hat ihr ganzes Leben lang geraucht und ich mochte sie... Ich liebe dich sehr viel mehr, als dass ich dein Rauchen hasse. Du warst in meinem Haus schon immer willkommen und wir würden uns freuen dich zu sehen.“

Diese Interaktion brachte Klarheit in meinen Traum. In meinem Traum rief ich Johannes, um mir mit der Schlange zu helfen. In Wirklichkeit war er allerdings derjenige, der ein Problem mit dem Rauchen hatte, und nicht an unserer Familie teilhaben wollte. Ich erkannte, dass Johannes MIR verstehen helfen sollte, wie Menschen, die das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein, willkommen geheißen werden können und verstehen lernen, dass sie trotzdem dazu gehören.

Ich habe mich also gefragt, wie schaffe ich es, dass Menschen, die ich liebe und die in Scham leben, mir nah sind?

Ich weiß, dass du dieses Dilemma wahrscheinlich nachvollziehen kannst. In Matthäus 28 sagt Jesus, wir sollen Jünger machen und sie alles lehren, was er uns gelehrt hat. In meinem Leben ist einer meiner Grundwerte und eine meiner größten Leidenschaften, Moral und Wahrheit in unsere heutige Kultur, unser Umfeld und unsere Familien hinein zu tragen und unsere Kinder darin zu lehren. Zur gleichen Zeit habe ich, in meinem Streben nach Rechtschaffenheit, unweigerlich und unbewusst Menschen beschämt, die das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein.

Wie sage ich: „Das ist ,richtig‘, aber ich liebe dich mehr als Recht zu haben?“

UNSERE KRISE DER RECHTSCHAFFENHEIT DES 21. JAHRHUNDERTS

Sünde tötet! Ihr zu widerstehen und andere zu ermutigen das gleiche zu tun, ist eine gute Idee, ich würde sogar sagen eine GÖTTLICHE Idee! Allerdings leben wir in einer Welt, die von politischer Korrektheit getrieben wird.So kann es verlockend sein diesem Geist mit seinen polarisierenden Effekten einfach zu folgen und diejenigen, die in Sünde leben, zu behandeln als wäre ihr Verhalten „total ok“. Auf der anderen Seite wiederum kann es passieren, dass wir uns darin wiederfinden eine Kultur der Rechtschaffenheit prägen zu wollen und dabei Menschen beschämen, die wir lieben.

Die Wahrheit ist, Scham wird nie zu echter Rechtschaffenheit führen! Ganz im Gegenteil, wir stoßen Menschen noch weiter von uns weg, die wir sich für ihr Verhalten schuldig fühlen lassen.

Das stellt in der heutigen Kultur eine besonders heikle Situation dar. Jesaja sagte, dass in den letzten Tagen Menschen sagen werden, das Gute sei böse und das Böse sei gut (Jesaja 5,20). Wir sehen, dass dies überall um uns herum geschieht. Dinge, die offensichtlich falsch sind, werden im Mainstream-Denken als richtig dargestellt.

Wie laufen wir also den sprichwörtlichen schmalen Grat der Reinheit? Ich würde sagen, es IST möglich, zu einem Lebensstil mit hohen Idealen zu inspirieren und gleichzeitig zu denjenigen, die diesen Lebensstil nicht leben, einen Bezug zu haben, sie zu lieben und tief mit ihnen verbunden zu sein.

Vielleicht denkst du jetzt... „Ok, Kris. Du bist ein alter Mann, der in einer kleinen konservativen Stadt lebt. Wie willst du etwas davon wissen!?“

Wie ich schon vorher erzählt habe, hat der Traum, den ich vor kurzem hatte, mich aufmerksam gemacht und Licht in dieses Dilemma gebracht. Ich kann vielleicht deine spezifische Situation nicht komplett nachvollziehen, aber ich glaube Gott hat mir dies aus einem Grund offenbart.

Durch meine Unterhaltung mit Johannes habe ich gelernt, dass Menschen oft, wenn sie sich für einen bestimmten Bereich ihres Lebens schämen, ihr Verhalten hassen, sich aber machtlos fühlen dieses Verhalten zu verändern. Oft fühlen sie sich wegen ihrer Fehler, Schwächen und Sünde unwillkommen ... und ich frage mich inwieweit unser Handeln oder unsere Einstellung dazu beitragen, dass sie sich so unwillkommen fühlen. Und hier ist meine vielleicht größte Erkenntnis: Menschen können sich nicht allein von ihrer Sünde befreien und doch trennt ihre Sünde sie von den Menschen, die sie brauchen! Wenn wir Menschen wirklich bedingungslos lieben wollen, müssen wir Räume schaffen, in denen es keine Scham mehr gibt!

7 WEGE JEMANDEM NAHE ZU SEIN, DER IN SÜNDE UND SCHAM LEBT

Eine meiner Lieblingslehrerinnen zu den Themen Verbundenheit, Scham und Verletzlichkeit ist Brené Brown. Tatsächlich hat ihre Botschaft mich TIEF beeinflusst. Wenn du ihn noch nicht gesehen hast, kannst du hier in ihren Ted Talk zu diesen Themen hinein hören.

Wie Brené erklärt, brauchst du, egal wer und wo du bist, Beziehungen! Als Menschen sind wir alle für Verbundenheit geschaffen! Und der größte Feind von lebensspendenden, von Herzen kommenden und verletzlichen Beziehungen ist... du hast es erraten, Scham.

Scham verführt uns zur Geheimhaltung, besteht auf Schweigen und endet in Verurteilung. Wenn wir anfangen uns zu verstecken und Angst haben verletzlich zu sein, beginnen wir anderen und uns selbst die Schuld für die fehlende Nähe zu geben, die wir empfinden. Statt dass wir Menschen näher an uns ziehen, stoßen wir sie weg und erschaffen so eine selbsterfüllende Prophezeiung, dass wir es nicht wert sind geliebt und angenommen zu sein. Das Ergebnis ist dann fehlende Nähe zu anderen.

Was können wir tun, um Menschen zu helfen, die in diesem Zyklus stecken geblieben sind?

HIER SIND 7 WEGE, WIE WIR VERBUNDENHEIT ZU MENSCHEN BAUEN KÖNNEN, DIE SCHAM ERLEBEN:

1) SEI DEMÜTIG, INDEM DU DICH DARAN ERINNERST, WO DU HERKOMMST.

Die Wahrheit ist, dass ich in der gleichen Lage wie Johannes groß geworden bin. Ich weiß, wie es sich anfühlt von Gott entfernt zu sein und das Gefühl zu haben „nicht gut genug“ zu sein oder nicht zu genügen. Mir diese Gefühle und Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen, hat mir geholfen, einen Bezug zu Johannes` Realität herzustellen und zu wissen, dass ich nicht „besser“ bin außerhalb dessen, was Gott in meinem Leben getan hat.

2) LIEBE MENSCHEN FÜR WER SIE SIND UND NICHT FÜR WER SIE SEIN KÖNNTEN.

Manchmal, besonders in unserer Bewegung und aufgrund unserer prophetischen Ausrichtung, üben wir unwissentlich Druck auf Menschen aus, darauf wer sie sein könnten oder die Vision, die wir sehen, die Gott für sie hat. Es ist wichtig, dass wir Menschen wissen lassen, dass sie geliebt sind für wer sie sind und nicht erst, wenn sie sich verändern oder für das, was sie tun. Das ist etwas, dass wir nicht einfach nur sagen können. Wir müssen es auch mit unseren Gefühlen ausdrücken, dass wir sie nicht dafür lieben, für wer sie werden könnten oder was sie für uns tun können, sondern für wer sie in diesem Moment sind.

3) STELLE DEINE ERRUNGENSCHAFTEN NICHT VOR DEN GEBROCHENEN ZUR SCHAU.

Mir war nicht bewusst, dass ich es tat, aber in meinen Bemühungen Johannes zu ermutigen, brachte ich meine gut aussehenden Errungenschaften mit in unsere Beziehung, was ihm das Gefühl gab, nicht gut genug zu sein. Zum Beispiel habe ich Johannes, aus einer guten Absicht heraus, Bücher gegeben, die ich geschrieben habe. Ich bin sicher es hätte auch als, „ich habe Bücher geschrieben und du hast noch nichts richtiges mit deinem Leben angefangen“ rüber kommen können. Die Wahrheit ist, Gott schätzt uns nicht wegen unserer Errungenschaften. Er hat mich nicht weniger geliebt als ich zerbrochen war und noch nichts in meinem Leben geschafft hatte. Das Gleiche ist für uns alle wahr. Geld und Besitztümer sind toll, aber sie können die Menschen, die wir lieben, nicht ersetzen.

4) GIB MENSCHEN HOFFNUNG OHNE ZU VERLANGEN, DASS SIE SICH ÄNDERN.

Häufig versuchen wir Menschen Hoffnung zu machen, indem wir sagen: „Ich glaube daran, dass du dich ändern kannst!“ Womit wir in Wirklichkeit sagen: „Mit dir ist etwas nicht in Ordnung, denn es gibt etwas, was du UNBEDINGT an deinem Leben ändern musst!“ In unserem Eifer Menschen Hoffnung zu machen, sagen wir ihnen also manchmal, dass sie in diesem Moment nicht genügen.

5) SEI EMPATHISCH; HÖRE MIT DEINEM HERZEN, OHNE DAS GEFÜHL ZU HABEN, IHRE MEINUNGEN VERÄNDERN ZU MÜSSEN.

Wenn Leute sagen, dass diese Welt eine Welt sei, in der jeder gegen jeden kämpft oder dass sie immer ums Überleben kämpfen werden müssen, fühlen wir uns schnell dazu verleitet, ihr Denken korrigieren zu wollen. Wenn wir aber darauf anspringen und versuchen ihren Ausblick aufs Leben zu verwandeln, sagen wir eigentlich, „Du bist dumm. Lass mich dir erklären, was du darüber denken solltest!“ Wahre Empathie und echtes Hinhören ohne gleich zu predigen hingegen, lädt zu Verbindung und Nähe ein. Empathie ist letztlich auf den anderen fokussiert. Echte Liebe, die Verbundenheit hervorbringt, kümmert es, was der andere fühlt. Die Bibel sagt: „Liebe ist nicht selbstsüchtig“ (1. Korinther 13,5). Wenn es uns möglich ist, die Gefühle und Perspektive von jemand anderem zu verstehen, sind wir fähig in ganzheitlicher, gesunder Weise Verbindung aufzubauen.

6) ZEIGE INTERESSE AN IHREM LEBEN.

Manchmal ist es schwer sich für das Leben eines anderen zu interessieren, wenn sie selbst nicht motiviert sind. Zum Beispiel, was Johannes interessiert, finde ich nicht interessant, aber ich bin an IHM interessiert! Was sollen wir also tun? Finde einen Weg dich dafür zu interessieren, was für sie wichtig ist.

7) OFT LEBEN MENSCHEN MIT SCHAM IN EINER FANTASIE, UM DEN SCHMERZ DER REALITÄT AUSZUBLENDEN UND SICH SELBST HOFFNUNG ZU GEBEN.

So lange ich denken kann, glaubte Johannes daran, dass er im Lotto gewinnen würde. Am Anfang dachte ich, dass er es eher scherzhaft meinte. Dann aber merkte ich, dass jedes mal, wenn jemand im Lotto gewann, er das als eine Art Zeugnis betrachtete, welches ihm mit Sicherheit als nächstes passieren würde. Er glaubte tatsächlich, dass er der nächste Gewinner werden würde und dass sein Gewinn ihn aus seiner Armut und Scham befreien würde. Früher hatte ich oft stundenlange Diskussionen mit ihm darüber, wie dumm das doch ist. Aber dann merkte ich, dass diese Fantasievorstellung ihm ein gewisses Maß an Hoffnung gab, dass er eines Tages doch seinem aktuellen Lebensstatus entfliehen würde.

Manchmal nehmen wir Menschen ihre Fantasievorstellungen weg, bevor sie eine Grundlage an echter Wahrheit haben. Wir lassen ihre Seifenblase platzen, ohne ihnen eine solide Grundlage zu bieten, auf der sie landen können. Wie entscheiden wir uns in einer solchen Lage für Verbundenheit? Es ist wichtig zu verstehen, dass wenn man mit Scham lebt, Fantasievorstellungen das sind, womit man sich aufrecht erhält, bis man einen Platz der Wahrheit findet und sich von der Fantasie entfernen kann. Finde einen Weg Menschen ein Maß an Hoffnung zu geben, bevor du ihre Fantasien zerstörst. Denn Fantasien lindern oft den Schmerz einer schrecklichen Realität.

GEMEINSCHAFT MITEINANDER IST DER PFAD ZUR REINHEIT.

Ich sage nicht, dass diese 7 Punkte eine absolute Garantie für Verbindung und Nähe zu diesem einen Freund, Familienmitglied oder Kollegen, der isoliert ist und mit Scham kämpft, sind. Mir ist klar, dass diese Situationen oft persönlich, kompliziert und herausfordernd sind. Die Wahrheit ist, dass wir alle auch beide Seiten der Wand der Scham kennen, abhängig davon, mit wem wir gerade zusammen sind.

1. Johannes 1,6+7 sagt: „Deshalb lügen wir, wenn wir sagen, dass wir mit Gott Gemeinschaft haben, aber weiter in der Finsternis leben. Wenn wir das tun, leben wir nicht in der Wahrheit. Wenn wir wie Christus im Licht Gottes leben, dann haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut von Jesus, seinem Sohn, reinigt uns von jeder Schuld.“

Gemeinschaft miteinander ist der Weg zur Reinheit! Es kann eine Zwickmühle sein, denn Gemeinschaft zerstört die Scham, aber Scham hindert uns daran Gemeinschaft zu haben. Aber wenn wir uns ein Herz fassen, uns für Mut entscheiden und uns auf Beziehungen einlassen, wird Scham den Einfluss in unserem Leben verlieren.

Wenn du mit Scham kämpfst, dann halte dich an dieser Verheißung fest – Jesaja 61,7 sagt: „Statt doppelte Scham und Schande tragen zu müssen, werdet ihr über euer Teil jubeln, denn den doppelten Anteil eures Landes werdet ihr erben und euch wird ewige Freude zuteil.“

Ich bete heute für dich. Wenn du persönlich mit Scham und einem fehlendem Gefühl der Verbundenheit kämpfst, bete ich, dass du Gnade in dieser Zeit der Not findest und weißt, dass Gott mit dir ist. Möge Scham so weit von dir entfernt sein, wie der Osten vom Westen! Ich bete, dass Gott dir Werkzeuge gibt, um die Festung der Scham zu zerstören, wenn sie das nächste Mal dein Leben einnehmen will! Ich bete, dass Gott dir Gemeinschaft mit Menschen schenkt, die dich so annehmen, wie du jetzt gerade bist!

Wenn du jemanden in deinem Leben hast, der sich wegen seiner Scham von dir entfernt, dann segne ich dich heute und bete für Weisheit, Gnade und Einsicht, wie du die Wand der Scham zu den Menschen, die du liebst, einreißen kannst.

Kannst du meine Situation mit Johannes nachvollziehen? Was hilft dir, die Wand der Scham einzureißen? Ich würde mich freuen deine Gedanken und Geschichten dazu in den Kommentaren zu hören.