5 bekannte Eheratschläge, die meine Ehe fast zerstört hätten

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Zum Thema Ehe geben die Leute ganz besonders gerne unaufgefordert ein paar Ratschläge weiter.

Das gilt insbesondere dann, wenn das Paar frisch verheiratet ist. Ich erinnere mich noch genau daran, wie das bei John und mir ein paar Monate vor unserem großen Tag war: jeder Hinz und Kunz schien irgendeinen tiefgründigen Ratschlag für unsere Ehe zu haben.

Das Problem war jedoch, dass so viele davon furchtbar. Entsetzlich. Schlechte Ratschläge waren. So schlecht, dass ich mir sicher bin, dass wenn mein Mann und ich diese Ratschläge auf unser Leben angewandt hätten, wir heute so nicht hier stehen würden.

Und obwohl es sicherlich einige richtig gute Bücher* und Ratschläge zum Thema Ehe gibt (wenn ich das mal so sagen darf), solltest du wirklich sichergehen, dass du nicht einfach jeden Rat annimmst und direkt in deinem Leben umsetzt. Das schließt auch sogenannten Fachjargon ein, der schon eine Weile im Umlauf ist. Hier gilt nämlich: was für einige in bestimmten Lebensbereichen funktioniert, muss lange nicht für jeden auch so funktionieren.

Hier ein paar der eher schlechten Eheratschläge, die wir auf unserem Weg so mitbekommen haben:

5 richtig schlechte Eheratschläge

#1: GLÜCKLICHE EHEFRAU = GLÜCKLICHES LEBEN

Als ich vor ein paar Tagen auf einer Feier war, kam ein frisch verlobtes Pärchen mit meinem Buch „Wähle Ehe“ in den Händen auf mich zu. Das Paar hatte sich gerade dazu entschlossen, das Buch vor ihrer Heirat gemeinsam durchzulesen. Der zukünftige Ehemann schaute zuerst mich, dann das Buch, das er in der Hand hielt und zuletzt mit einem Lächeln seine Ehefrau an: „Glückliche Frau, glückliches Leben, oder?“

Nein, mein Herr. Das stimmt so nicht ganz. Eigentlich stimmt es gar nicht. Und wenn du das Buch, das du da hast, auch tatsächlich liest, wirst du das auch ganz schnell herausfinden. Okay, ich habe das in diesem Moment nicht so gesagt – aber ich habe es gedacht.

Ich habe es so satt, diese Phrase immer wieder zu hören. Ein Satz, der die Bedürfnisse der Ehefrau zum einzigen Thermostat der Atmosphäre im Haus erhebt.

Es ist auf keinen Fall zu leugnen, dass es in der Ehe auch darum geht, die Nöte und Bedürfnisse des anderen über die eigenen zu stellen. Wir sind dazu berufen, das WIR höher als das ICH zu achten. Dieser schlechte (!) Ratschlag fördert jedoch gleichermaßen die Passivität von Ehemännern sowie die Dominanz der jeweiligen Ehefrauen. Es ist schlicht und ergreifend ungesund, die Ehe aus einem Ungleichgewicht der Kräfte zu betrachten, und wirkt sich zudem auch sehr schnell auf andere Lebensbereiche aus.

Du möchtest ein glückliches Leben? Dann höre damit auf, SIE höherzusetzen und IHN herabzusetzen oder umgekehrt. „Lerne, Ehe durch die Formel WIR > ICH, zu sehen.“

#2: FRAUEN SIND EMOTIONAL UND MÄNNER SIND VISUELL

Das ist noch so ein Satz, der mich über die Jahre unnötigerweise verwirrt hat. Seit ich mich erinnern kann, wurde mir eingebläut, dass Frauen und Männer unterschiedlich denken und sich unterschiedlich ausdrücken: Männer sind immer visuell und Frauen sind immer emotional.

Das Problem einer solchen Denkweise besteht darin, dass eine SEHR breite Kluft zwischen Mann und Frau geschaffen wird. Und nicht nur das, sie lässt auch keinen Raum dafür, Verantwortung für uns selbst und unsere Handlungen zu übernehmen.

Männer sind visuell und werden deswegen immer mit Pornografie zu kämpfen haben, immer Sex wollen und andere Frauen begehren.

Frauen sind emotional und werden deshalb immer ein Drama veranstalten, mit unkontrollierbaren Emotionen zu kämpfen haben und, da sie sich nur auf ihre Gefühle verlassen, schlechte Entscheidungen treffen.

Ich bin solcher starren Begrifflichkeiten, die Berge unnötiger Probleme aufwerfen, so leid.

Obwohl es durchaus sein kann, dass sich ein Geschlecht eher mit bestimmten Problemen konfrontiert sieht als das andere, kämpfen wir, um ehrlich zu sein, alle auf verschiedenen Ebenen mit den gleichen Problemen. Starre Klischeevorstellungen machen es jedoch schwierig, sich im gemeinsamen Kampf und mit ähnlichen Erfahrungen verbunden zu fühlen oder einander Verständnis entgegenzubringen.

In einer gesunden Ehe müssen Frauen genauso bewusst Verantwortung für ihre Gedanken übernehmen und dafür, was sie mit den Augen anschauen, wie Männer es lernen müssen, mehr auf ihre Gefühle zu achten und sie auf gesunde Art und Weise auszudrücken.

Wir sind BEIDE visuell und BEIDE emotional und müssen lernen, Gott zu ehren, indem wir lernen, mit jedem dieser Dinge umzugehen.

#3: VERHEIRATETE PAARE MÜSSEN EINMAL DIE WOCHE AUSGEHEN

In den ersten Jahren unserer Ehe konnten mein Ehemann und ich es uns schlichtweg nicht leisten, jede Woche auszugehen. Wenn wir Spritgeld, Geld fürs Abendessen und den Babysitter einrechneten, war unser Budget schon total in den roten Zahlen. Und auch in letzter Zeit hatten wir mit unserer beruflichen Auslastung, Diensten und drei Kindern, die es zu jonglieren gilt, nicht immer die Möglichkeit, einmal die Woche auszugehen.

Aber AUSgehen ist nicht die Lösung für eine gesunde Ehe, sondern IN sich gehen.

Was ich damit meine ist, dass es nicht so wichtig ist, wie oft ihr miteinander ausgeht, sondern wie oft ihr einander nah seid. Wie oft ihr einander Schuld eingesteht, kommuniziert, euch mit Konflikten auseinandersetzt, einander dient, ermutigt und dem anderen etwas Gutes tut.

Es geht weniger darum, sich schick zu machen und in die Stadt zu fahren, auch wenn das durchaus Spaß macht und hier und da auch mal angebracht ist. Aber das, was ein Paar besonders macht, ist der Wille und die Bereitschaft gemeinsam tiefer zu gehen, sich die Zeit zu nehmen, regelmäßig zu kommunizieren und miteinander verbunden zu bleiben. Verheiratete Paare müssen nicht einmal die Woche ausgehen, um eine gesunde Ehe zu haben, aber sie müssen lernen, sich gegenseitig Tag für Tag zu priorisieren.

Wenn du mehr Details und Hinweise dazu möchtest, wie es aussehen kann, einander ganz praktisch im Alltag zu priorisieren, schau doch mal in mein Buch: „Wähle Ehe“.

#4: FINDE JEMANDEN, DER DICH VERVOLLSTÄNDIGT

Dieser furchtbare Ratschlag hätte meine Ehe komplett zerstört, und zwar insbesondere deshalb, weil ich gar nicht erst geheiratet hätte, wenn ich mir diesen Ratschlag wirklich zu Herzen genommen hätte. Wir haben eine ziemlich fehlerhafte, romantische Sicht von Ehe, wenn wir sie als etwas betrachten, das uns „vervollständigt“.

Solch ein Blickwinkel macht uns glauben, wir seien nur halbfertige Menschen und würden jemanden brauchen, der uns vervollständigt. Aber das ist viel zu viel Druck für eine einzige Person, denn kein anderer Mensch kann uns das geben, was uns zu einer in sich ruhenden, „ganzen“ Persönlichkeit macht. Wenn wir eine Beziehung mit dem Gedanken beginnen, dass die andere Person uns vervollständigen wird, machen wir uns voneinander abhängig (Kodependenz), statt eine gesunde Wechselbeziehung (Interdependenz) miteinander zu entwickeln.

Lass es mich dir ganz laut und deutlich sagen: Abhängigkeit ist nicht gleich Einheit.

Wir heiraten nicht aus einem Bedürfnis heraus, sondern weil wir uns lieben. Wir gehen eine Ehe nicht deshalb ein, weil wir ohne den anderen unvollständig wären, sondern weil wir ein unglaublich gutes Team und zu zweit besser als ohne unser Gegenüber sind.

#5: IN DER EHE GEHT ES UM DEIN GLÜCK – UNd DU SOLLTEST NICHT MIT JEMANDEM ZUSAMMEN SEIN, WENN DU NICHT GLÜCKLICH BIST

Sätze wie dieser sind in unserer Gesellschaft so normal geworden. Mir wird schlecht, wenn ich im Fernsehen einen verheirateten Mann in Bezug auf die Frage, ob er weiterhin mit seiner Ehefrau verheiratet bleiben möchte, sagen höre: „Ich sollte nicht mit jemandem zusammen sein, wenn ich nicht glücklich bin…“

Was für eine akkurate Spiegelung der ich-bezogenen Gesellschaft, in der wir leben. Jeder glaubt, dass das Hauptziel im Leben DIE EIGENE Beglückung ist. Was für eine beengte und oberflächliche Art zu leben.

In einer Ehe geht es nicht um dein Glück. Es geht um etwas so viel Größeres. So viel Besseres.

Wir leben in einer Welt, die die aufopferungsvolle Seite der Ehe VERACHTET… und versucht, sie sich wegzuwünschen. Sie lehrt uns, Macht und Kontrolle anzustreben und in einer Beziehung immer die Oberhand zu behalten. Diese Welt sagt uns, wir sollten immer das tun, was sich richtig anfühlt und nichts weniger tolerieren. Sie täuscht vor, dass es beim Thema Liebe immer darum geht, das zu tun, was uns glücklich macht.

Wenn du mit dem Ziel heiratest, dich selbst glücklich zu machen, wirst du sehr schwer enttäuscht werden. Denn ob du es willst oder nicht, es wird wahrscheinlich einen Tag, eine Woche und selbst eine längere Phase in deiner Ehe geben, in der du nicht besonders glücklich sein wirst.

In einer Ehe geht es nicht nur darum, wie glücklich du gerade bist – es geht um bedingungslose Liebe. Es geht darum, dich für die Liebe zu entscheiden, wenn du lieber etwas anderes wählen würdest.

Heirate niemanden, der „dich glücklich macht“, sondern heirate eine Person, die dich lieben wird, ganz egal, was das Leben so mit sich bringt.

Nicht jeder Eheratschlag ist auch ein guter Ratschlag. Tue dir also selbst einen Gefallen und lerne, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Originalartikel veröffentlicht auf: https://truelovedates.com/marriage-advice-that-ruined-my-marriage/

* Buch sowie alle weiterführenden Artikel und Ausführungen auf Englisch verfasst