Höre auf, dich selbst zu hassen

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Wenn es Sommer wird, empfinden wir als Frau diesen unausgesprochenen, unterschwelligen Druck, der zu steigen beginnt. Wir alle haben dann folgende Gedanken:

„Ach du meine Güte... es wird wärmer draußen. Ich muss mir noch einen Badeanzug kaufen. Ich kann das nicht. Nicht dieses Jahr. Dieses Jahr bleibe ich den ganzen Sommer drinnen. Wer braucht denn auch schon Hautkrebs? Oder falls ich doch raus gehen sollte, dann trage ich einen Surferanzug. Die sind doch in, oder? Aber die sind irgendwie eng. Okay, dann trage ich halt einfach nur einen Oma Einteiler. Ja, ich leihe mir von MEINER Oma ihren Einteiler aus, weil das ehrlich gesagt genau das ist, was ich anziehen sollte. Uff, ich hasse den Sommer.”

Versuche es nicht mal. Du weißt, dass du diesem Gedankengang, wenn du ein Mädchen bist, zumindest schon ein bisschen gefolgt bist. Ich habe mich selbst oft schon dabei ertappt. Anfang des Jahres postete ich auf Facebook etwas wie „Probiere gerade Badeanzüge an... so eine demütigende Erfahrung.” Das war noch nicht mal eine Lüge. Es war wirklich so. Ich habe mich selbst im Spiegel angeschaut und es war wie die Augen des Terminators (wenn du die Anspielung nicht kennst, erweitere dein Allgemeinwissen und schaue dir den Film an). Alle meine Fehler und Unvollkommenheiten sind mir direkt ins Auge gesprungen.

Dehnungsstreifen: vom Austragen eines Babys.

Schlaffe Oberschenkelinnenseiten: mangelndes Training.

Schwabbelbauch: Kinderkriegen, mangelndes Training, genetische Veranlagung (seien wir ehrlich, ein Sixpack kommt nicht von allein).

Ich hätte immer so weitermachen können. Ich zog dann meine Kleidung wieder an und schwor mir, nie wieder in einen Spiegel zu schauen. Ziemlich normale Sommerroutine für mich. Und du so?

Seit wir Facebook haben, bekomme ich alle innersten Gedanken und Gefühle meiner Freunde und Nicht-Freunde zu Gesicht, weil wir sie mit der Welt teilen! Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht die einzige Frau bin, die sich so fühlt. Jedes Jahr um Mai herum tauchen die ersten Beiträge auf.

„Warum müssen wir Badeanzüge tragen?”

„Was ein Kampf - Badeanzug-Shopping”

„Sind Neoprenanzüge okay, wenn man keine Surferin ist? #momlife”

Und so weiter und sofort. Normalerweise stören sie mich überhaupt nicht. Ich lache über sie, drücke „Gefällt mir”, um mein Mitgefühlt zu zeigen und auszudrücken, wie sehr ich mich damit identifizieren kann. Auch hier, ziemlicher Standard-Frauenkram.

Aber dieses Jahr begann sich etwas für mich zu ändern. Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt eine Tochter habe und mein Leben so leben möchte, dass ich das gesündeste emotionale Ergebnis für sie sicherstellen kann. Oder vielleicht liegt es daran, dass ich Jugendpastorin für eine Gruppe von Jugendlichen bin und so hart daran arbeite, sie dabei zu unterstützen, sich zu reifen, selbstbewussten Christen zu entwickeln. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber irgendetwas regt sich in mir, um den Frauen überall zu sagen…

Höre. Auf. Dich. Selbst. Zu. Hassen.

In letzter Zeit gab es eine Online-Bewegung, die für die Wiederherstellung von weiblichen Körperbildern einsteht. Zum Beispiel gab es ein Mädchen, das ehrlich darüber war, wie Instagram sie unglücklich gemacht hat*. Oder das The Beautiful Body Project der Firma Dove, in dem Frauen selbstbewusst mit ihren Körperformen, ihrer Haut und Figuren umgehen. All das ist großartig, wirklich. Ich find’s super. Aber wie es eben in unserer Gesellschaft üblich ist, erleben solche revolutionären Dinge ein kurzes Blitzlichtgewitter und geraten dann wieder in Vergessenheit. Wir werden alle kurz dazu inspiriert, unsere Diät-Shakes und Abnehmpräparate wegzuschmeißen und eine Woche später sind wir dann wieder bei unserem Selbsthass. Wir folgen unseren Fitness-Freundinnen auf Instagram und wünschen uns, wir wären wie sie, während wir auf unserer Couch sitzen und Schokoriegel essen.

Und dann ist da noch dieses öffentliche Bloßstellen. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, darüber zu schreiben. Es ist furchtbar, gemein und geschmacklos. Wir sollen niemanden wegen irgendetwas bloßstellen (egal, ob die Person fit ist oder nicht). Wir sollen nicht urteilen (Wir alle wissen das). Ich bin also nicht dafür, Frauen zu verurteilen, die unglaublich hart daran arbeiten, fit und straff und schlank zu sein. Ich gratuliere dir! Du bist eine Inspiration für viele. Du hast an dem, was dir nicht gefallen hat, gearbeitet und hast das Ergebnis erzielt, das du wolltest. Du bist gesund. Stark. Wunderschön. Und das ist jede andere Frau da draußen auch, mich eingeschlossen.

Dieser Blog ist für mich. Er ist eine Erinnerung für mich und für alle andern, die vergessen haben, was Gott über sie denkt.

Als christliche Frauen predigen und verkünden wir in JEDEM BEREICH DES LEBENS diese Botschaft: Gott hat dich erschaffen. Er denkt, dass du wunderschön bist. Du bist wunderbar und einzigartig geschaffen. Du trägst Würde und bist stark und wertvoll. Du bist königlich, eine Tochter des Königs. Wir sagen Dinge wie: „Du machst uns mutig.”, „Gott findet uns liebenswert.” „Ich muss mir seine Liebe nicht verdienen, ich bin sein Schatz.”

Wenn ich zu einer meiner Freundinnen oder einem meiner Freunde gehen und sagen würde: „Ich glaube, ich bin eine dumme Versagerin. Ich bin eine schlechte Mutter. Ich lese wenig in der Bibel, ich bin einfach die Allerschlimmste. Ich habe heute mein Kind angeschrien, mein Haus ist schmutzig und ich bin eine schlechte Ehefrau.” OHNE ZWEIFEL würden sie in allen Punkten widersprechen. Sie würden mich trösten, mich ermutigen, versuchen mich aufzumuntern und mich daran erinnern, wie großartig Gott mich findet. Und das sollten sie auch! Denn nichts davon ist wahr. Es klingt so lächerlich offensichtlich, dass ich nicht auf irgendeine Bibelstelle oder theologische Erkenntnis eingehen muss – wir wissen, dass Gott uns gut findet. Selbst wenn es wahr wäre...selbst wenn ich nicht in der Bibel lesen würde, keine gute Mutter wäre oder keines meiner Lebensziele erreichen würde. Am Ende des Tages liebt Gott uns genauso und denkt unabhängig von unseren Leistungen Großartiges über uns.

Aber wie ist das jetzt mit unserem Gewicht oder unseren trainierten Muskeln?

Es frustriert mich, dass wir uns alle so bemühen, Konferenzen abhalten und Bücher, Lieder und Predigten schreiben, um auszudrücken, wie sehr Gott uns liebt und wie wir alle auf die gleiche Weise über uns denken sollen, wie Gott über uns denkt. Aber wenn es um unser körperliches Aussehen geht, erlauben wir uns, von diesem scheinbar sehr wichtigen Prinzip abzuweichen.

Wir verabscheuen uns selbst, reden schlecht über unseren Körper, sehnen uns danach, wie jemand anderes auszusehen, fokussieren uns auf unsere Fehler und ja, wir weinen sogar darüber, wie wir im Spiegel aussehen. Wir hören auf zu essen, machen mehr Sport, nehmen Pillen, Shakes und essen Riegel. Alles für die Schönheit? Ich möchte nicht, dass meine Tochter in dem Glauben aufwächst, dass ihr Bauch zu schlaff ist oder ihre Beine nicht ganz so sind, wie sie sein sollten, oder ihr Trizeps definierter sein müsste. Ich will nicht, dass sie denkt, sie sei nicht hinreißend, wenn sie kein Make-up im Gesicht hat. Wenn sie eine total geschminkte Bodybuilderin sein will, super. Aber ich will nicht, dass sie es braucht, um sich gut zu fühlen. Ich will, dass sie sich schön fühlt, wenn sie morgens aufwacht und sich nicht schämt, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Vielleicht ist das Wunschdenken. Aber ich hoffe nicht.

Ich kann diesen Maßstab einfach nicht mehr akzeptieren. Denn je mehr Zeit ich mit Gott verbringe und je tiefer meine Beziehung mit ihm wird, desto weniger passt das zusammen. Er sagt nirgendwo in Seinem Wort, dass wir einen perfekten Körper haben sollen, dass wir eine „Oberschenkellücke“ haben sollen, oder Waschbrettbäuche oder große Brüste. Jap, das musste mal gesagt werden.

Im Hohelied Salomos in Vers 4,7 steht:

„Du bist ganz und gar schön, meine Liebe; es ist kein Makel an dir.“ Es heißt nicht: „Es ist kein Makel an dir, außer deinem Hintern, deinem Bauch und deinen schlaffen Armen“. Die Bibel zeigt sogar die gegenteilige Botschaft. In Sprüche 31,30 heißt es: „Anmut ist trügerisch und Schönheit ist eitel; aber eine Frau, die den Herrn fürchtet, ist zu loben.“

Wow, „Schönheit ist eitel“. Da muss ich erst einmal drüber nachdenken.

Folgendes meine ich nicht: Ich sage nicht, dass man eitel ist, wenn man Sport treibt. Auch nicht, wenn du fit bist. Oder wenn du dünn bist. Das ist nicht mal annähernd das, worauf ich hinaus will. Viele Frauen sind von Natur aus so oder sie lieben es, Sport zu treiben und zu trainieren usw. Und das ist auch wirklich gesund! Unser Körper ist definitiv dafür gemacht, bewegt zu werden. Unsere Herzen brauchen es, die Wissenschaft dahinter ist nicht zu leugnen. Ich will damit klarstellen, dass ich nicht die Frauen angreife, die ins Fitnessstudio gehen.

Was ich gerne hinterfragen möchte, ist das warum hinter all dem. Was ist die Motivation? Wenn die Motivation dafür ist, sich stark und gesund fühlen zu wollen, großartig! Wenn sie ist, dass du denkst, dass du fett und hässlich bist, dann nicht. Ich weiß, es ist ein schmaler Grat, auf dem ich mich hier bewege. Und ich kann mir gut vorstellen, dass jemand verärgert oder beleidigt sein wird oder was auch immer.

Warum lieben wir uns nicht so, wie wir sollten?

Seinen Körper in Form zu bringen, ist die eine Sache. Nicht in der Lage zu sein, selbstbewusst in sein Spiegelbild zu schauen, eine bestimmte Art von Kleidung zu tragen, die man gerne tragen würde, oder sich selbst Komplimente zu machen, ist eine andere. Das ist nicht gesund. Wir sollten uns alle mal folgende Frage stellen: „Auch wenn ich nicht den perfekten Körper habe, kann ich mich trotzdem lieben?"

Denkt Gott, dass ich nicht perfekt bin, weil ich nicht die Größe 32 oder 34 oder 36 trage (oder was auch immer gerade die ideale Größe ist)? Findet Gott dich schön, auch wenn du kein Make-up trägst? Denn wem sonst sollen wir gefallen? Sicherlich nicht den Anderen.

Kennst du die Antwort? Glaubst du die Antwort?

Und können wir uns darauf einigen, dass der „perfekte Körper“ ein Marketingkonzept ist? Haben wir nicht schon lange genug zugelassen, dass uns Victoria’s Secret-Werbung und Plakatwände vorschreiben, wie wir auszusehen haben? Wer sagt, dass das perfekt ist? Wer sagt, dass das Schönheit ist? In vielen Kulturen sind große, mollige Frauen die schönsten. Wer kann dann sagen, was richtig und was falsch ist? (P. S. Ich will dahin. Haha!)

Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, dass wahre Schönheit einfach Selbstvertrauen ist. Wenn ich selbstbewusst in meinem „Mama-Körper“ oder wie auch immer man es nennen will, sein kann, dann bin ich schön. Wenn ich selbstbewusst zu meinen Fehlern stehe, dann bin ich schön. Und wie gesagt, sie sind nur dann Makel, wenn ich das selbst glaube. Es gibt keinen einheitlichen Maßstab für Perfektion oder Schönheit. Es zählt nur das, was Gott über uns denkt.

Er ist mit seinem Werk sehr zufrieden .

„Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ 1. Mose 1,27

Ich möchte zum Schluss noch eines  sagen: Ich bin selbst noch nicht angekommen. Es ist nicht mein Anliegen, dich in die Schranken zu weisen oder dich zu korrigieren. Ich sitze im selben Boot wie so viele von euch. Ich habe Tage, an denen ich Kalorien zähle oder Leggins und ein Schlabbershirt trage, weil ich es nicht ertragen kann, dass jemand sieht, wie pummelig und schlaff ich geworden bin. Ich frage mich dann, wo mein straffer, jugendlicher Körper geblieben ist. In diesen Momenten versuche ich mich daran zu erinnern, dass diese Gedanken mich nicht weiterbringen werden. Wenn ich etwas ändern will, kann ich hart trainieren und Ergebnisse erzielen. Aber selbst wenn ich das nicht tue oder wenn ich zu müde bin, weil ich mein einjähriges Kind herumscheuche, ist das okay. Ich bin immer noch schön.

Glaube mir, ich denke, dass du umwerfend bist. Wo auch immer du bist. Im Fitnessstudio, in einer Lululemon-Werbung, im sechsten Monat schwanger, mit zehn Kilogramm über deinem Wunschgewicht, mit fünf Kilogramm unter deinem Wunschgewicht. Ich denke, dass du wirklich hübsch bist. Hast du dich mal angeschaut? Du wurdest im Ebenbild des Schöpfers geschaffen. Er macht keine Fehler. Er denkt nicht, dass du hässlich bist. Weißt du, was die beste Nachricht ist: Seine Meinung ist wirklich die einzige Meinung, die zählt. Du Glückliche. :)

Lasst uns ein gemeinsames Versprechen machen. Sprich es mir nach:

Ich weigere mich, irgendetwas an mir zu hassen.

Und jetzt erinnere eine Freundin daran, wie unglaublich schön ihr beide seid!

*Quelle ist auf Englisch