Moral Revolution

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Der Prozess ist Teil der Verheißung

Das Chaos anerkennen ist bereits der halbe Sieg.“

In den meisten Fällen stimme ich dieser Aussage voll zu. Ich wünsche mir dann aber immer auch eine Armee von Leuten her, die die zweite Hälfte des Kampfes kämpft und die ganze harte Arbeit für mich erledigt. Im ersten Blog dieser Reihe „Wer hat dir das gesagt…?“ ging es darum, Licht in dein Leben zu lassen. Dieser Blog jedoch taucht in die harte Wahrheit ein, dass das Licht hineinzulassen nicht zwingend bedeutet, dass der Weg einfach ist.

„WENN WIR ALSO BEHAUPTEN, DASS WIR ZU GOTT GEHÖREN, UND DENNOCH IN DER FINSTERNIS LEBEN, DANN LÜGEN WIR UND WIDERSPRECHEN MIT UNSEREM LEBEN DER WAHRHEIT. LEBEN WIR ABER IM LICHT, SO WIE GOTT IM LICHT IST, DANN HABEN WIR GEMEINSCHAFT MITEINANDER. UND DAS BLUT, DAS SEIN SOHN JESUS CHRISTUS FÜR UNS VERGOSSEN HAT, BEFREIT UNS VON ALLER SCHULD.“ 1. Johannes 1, 6-7 HfA

Man sollte es definitiv feiern, dass man die Kraft hatte, die Tür zu öffnen, die Dunkelheit zu vertreiben und das Licht hineinzulassen. Aber was passiert, wenn die Party vorbei ist und du feststellst, dass es eine Menge aufzuräumen gibt? Gib nicht auf. Sei nicht entmutigt. Der Prozess ist Teil der Verheißung.

Der Tag, an dem ich den Begriff „Christlicher Sexualtherapeut“ googelte, fühlte sich nach einem absoluten Tiefpunkt an. Tränen liefen mir über die Wangen, als ich mir eingestand, dass Sex nicht gut war, dass mit mir etwas nicht stimmte, dass mein Körper schrecklich auf Berührung reagiert - es war niederschmetternd. Ich wollte keine Handschuhe, Handtücher und Putzmittel besorgen gehen müssen, um dieses Chaos endlich aufzuräumen. Mir war bewusst, dass es an der Zeit war, die Quelle des Gestanks in meinem Leben zu finden. Der dunkelste Tag führte zum hellsten Tag… zu den Tagen, an denen ich begann loszulassen und aufzublühen.

„Und es kam der Tag, an dem das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde als das Risiko, aufzublühen“. (Anais Nin)

Die Quelle des Gestanks in meinem Leben waren meine frühen Teenagerjahre. Ich kannte so lange Jahre nur ein falsches Verständnis von Lust und konnte deshalb nicht glauben, dass Liebe real war. Obwohl mein Ehemann mich so rein, ehrlich und vollständig liebte, kehrte ich zu den ersten Erfahrungen, die ich gemacht hatte, zurück. Männer hatten mich als Objekt betrachtet und unter Druck gesetzt, um zu bekommen, was sie wollten. Was ich als „normale Teenagerprobleme“ abschrieb und mit Geschichten verglich, die viel schlimmer waren als meine, beraubte mich der Fülle und Freiheit, für die ich eigentlich erschaffen war.

Eine andere Lüge, die der Teufel uns verkauft, ist folgende: „Komm darüber hinweg, es ist nicht so schlimm. Es war nicht ____." Fülle die Lücke für dich aus.

Als ich dann tatsächlich zum ersten Mal bei einer Seelsorgerin in einem dieser berühmt-berüchtigten Sessel saß, verwandelte sich alle Furcht, die ich empfand, sehr schnell in Erleichterung und Frieden. Nachdem sie sich meine ganze Geschichte angehört hatte, sah sie mir in die Augen und sagte: „Du hast eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).“

Ich war geschockt. Ich kannte das nur als etwas, das Veteranen betraf, die vom Krieg zurückkehrten. Ich hatte keine Ahnung, dass es etwas war, womit ich zu kämpfen haben könnte. Wisst ihr, die Momente in dunklen Kinos, auf Rückbänken und zwischen Bettlaken hatten ein sowohl den Verstand als auch meinen Körper betreffendes Trauma ausgelöst, dass sich auf mein Sexleben innerhalb unserer Ehe auswirkte. Ich geriet binnen weniger Monate hinein - und es kostete mich Jahre, wieder herauszukommen.

Ich erinnere mich daran, wie ich als 13-jähriges Mädchen mit tränenüberströmtem Gesicht im Kino saß und vorgab, die Berührungen zu genießen, die eigentlich schmerzhaft waren. Ich hatte schlichtweg einfach keine Ahnung, dass es einen anderen Weg gab. Ich dachte „das ist halt das, was man als Freundin tut“. Dieser Glaube wuchs immer weiter. Was die Welt mir als „zwanglos“ und „locker“ verkaufte, verletzte meine Seele tief.

Während mein Leben mit zahlreichen zwanglosen Begegnungen und einer Menge Oralsex gefüllt war, fühlte ich mich einerseits gemäß den Standards der Gesellschaft in Topform - und gleichzeitig wie ein Objekt. Eines Nachts, auf der Rückbank eines Autos, entschied ich mich dazu, „Nein“ zu sagen. Ich werde niemals vergessen, wie ich 45 Minuten auf die Uhr starrte, während er mich unter Druck setzte und beschuldigte, ihn soweit gebracht zu haben. Ich hatte das Gefühl, nachzugeben sei der einzig mögliche Ausweg.

Es hat keinen Spaß gemacht, das alles auszugraben. Der Prozess kostete mich einige Zeit. Ich begann mit der Seelsorge, als ich schwanger war und führte sie fort, nachdem wir unseren zweiten Sohn bekommen hatten. Es brauchte anderthalb Jahre lang alle zwei Wochen eine Sitzung, um die Ganzheit und Vollständigkeit zu finden, von der ich nicht mal wirklich bemerkt hatte, dass sie mir fehlte. Ich fühlte mich wohl in meinem Mangel.

Die Vertrautheit unserer Fesseln wird in unserem Leben so oft bequemer als die Ungewissheit der Freiheit. Im Namen Jesus ist Kraft, jede Kette zu brechen und Mut, den Sprung in das unerforschte Gebiet der wilden Freiheit zu wagen. Es mag sein, dass das verheißene Land auf der anderen Seite liegt, aber wenn wir es nicht sehen können, wird es bequemer für uns, Sklaven zu bleiben.

Das erinnert mich daran, wie die Israeliten umherwanderten und sich wünschten, sie könnten zurück nach Ägypten gehen. Wenn wir durch die Wildnis wandern, kann es passieren, dass wir uns bei dem Wunsch ertappen, wieder zurückzukönnen zu dem, "wie es früher war". Wir würden lieber ins Chaos, die Gefangenschaft, ja, lieber zu dem verborgenen Schmerz zurück als den aufgedeckten Schmerz zu erleben. Der Prozess kann schmerzhaft sein, aber er ist es so wert!

Gestatte dir selbst, den Schmerz zu fühlen. Fühle dich verletzt, aber bleibe es nicht. Schreib es auf, geh in die Seelsorge, sing es raus, schrei es raus - so wie David. Ich denke und lese so oft durch die Psalmen um zu sehen, wie David seinen Weg verarbeitet hat. Mich ermutigt das sehr.

Unsere Wege sehen alle sehr unterschiedlich aus und der Feind unserer Seelen häuft verschiedene Sorten von Scham an. Es kann etwas sein, das dir angetan wurde - und du hast dir geschworen, nie jemandem davon zu erzählen. Ich denke, dass ein Teil von uns lebendig begraben wird, wenn wir uns bei der Aussage ertappen: „Ich werde das mit ins Grab nehmen. Keiner wird es jemals wissen.“ Es mag sein, dass es schwer und hart ist, weil es eine Entscheidung war, die du getroffen und dir später gedacht hast, dass du es doch besser hättest wissen müssen und alles deine eigene Schuld gewesen sei. Ich könnte jetzt noch einige weitere Gründe nennen und all die Wege zu deinem Schmerz aufzählen, aber die Wahrheit ist: Egal, wie wir dorthin gelangt sind: wir haben die Kraft, den Prozess zu starten, die Scham und den Schmerz der Vergangenheit auszugraben und Freiheit zu finden.

Beginne den Prozess mit derselben Glaubenserklärung wie David:

„REINIGE MICH VON MEINER SCHULD, DANN BIN ICH WIRKLICH REIN; WASCHE MEINE SÜNDE AB, DANN BIN ICH WEISSER ALS SCHNEE!“ Psalm 51,9 HfA

 

Was dir angetan wurde, definiert dich nicht.

Was du getan hast, definiert dich nicht.

Beginne den Prozess. Mach den ersten Schritt, indem du dich damit beschäftigst. Lass Licht hinein.

Es geht nicht nur um das Ziel, sondern auch um den Weg dorthin.

Der Prozess ist Teil der Verheißung.

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